Das Autoimmunprotokoll (A.I.P.) soll Symptome von Autoimmunerkrankungen und anderen chronischen Entzündungsprozessen lindern. Dabei werden potentiell entzündungsfördernde Lebensmittel vermieden: stattdessen wird ein Fokus auf Nahrungsmittel gesetzt, die das Darm-Mikrobiom und die hormonelle Gesundheit unterstützen.
Wie wir uns ernähren hat direkten Einfluss auf Entzündungsprozesse in unserem Körper, unseren Hormonhaushalt und die Darmgesundheit. Bestimmte Lebensmittel können Entzündungsprozesse verstärken, das Immunsystem triggern und hormonelle Ungleichgewichte verschärfen. Andere wiederum wirken entzündungshemmend, unterstützen die Regeneration der Darmflora und fördern die natürliche Balance der Hormone.
Das Autoimmunprotokoll setzt genau hier an: Durch den gezielten Verzicht auf potenziell problematische Lebensmittel und die bewusste Zufuhr nährstoffreicher, natürlicher Nahrung kann der Körper entlastet und der Heilungsprozess aktiv unterstützt werden.
Der Darm spielt eine zentrale Rolle in der Regulierung des Immunsystems und der Hormonbalance. Etwa 80 % unseres Immunsystems sitzen im Darm, und eine gestörte Darmflora – oft verursacht durch Entzündungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Stress – kann zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand („Leaky Gut“) führen. Dies wiederum begünstigt Autoimmunreaktionen, da unverdaute Nahrungsbestandteile und Toxine in den Blutkreislauf gelangen und das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzen.
Gleichzeitig beeinflusst der Darm auch die Hormonproduktion: Ein gesunder Darm fördert den Abbau überschüssiger Hormone, während eine Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmflora) zu Östrogendominanz oder Schilddrüsenproblemen beitragen kann.
Eine gezielte, darmfreundliche Ernährung wie das Autoimmunprotokoll kann helfen, Entzündungen zu reduzieren, das Immunsystem zu beruhigen und die hormonelle Balance wiederherzustellen.
Damit dein Körper die bestmögliche Unterstützung erhält, liegt der Fokus auf nährstoffreichen, unverarbeiteten Lebensmitteln. Erlaubt ist:
✅ Proteine: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte
✅ Gesunde Fette: Kokosöl, Avocado, Olivenöl
✅ Gemüse (außer Nachtschattengewächse: Tomate, Paprika, Kartoffeln etc. sind tabu)
✅ Fermentierte Lebensmittel für eine gesunde Darmflora
✅ Obst: in Maßen erlaubt, am Besten mit wenig Fruchtzucker
✅ Kräuter: frische oder getrocknete Kräuter, Salz und Zimt
Um den Körper zu entlasten, sollten folgende, potentiell entzündungsfördernde Lebensmittel vermieden werden:
❌ Getreide & Gluten
❌ Milchprodukte & Eier
❌ Nüsse & Samen
❌ Nachtschattengewächse (Tomaten, Kartoffeln, Paprika, Auberginen)
❌ Hülsenfrüchte & Soja
❌ Zucker & verarbeitete Lebensmittel
❌ Alkohol, Koffein (inkl. Kaffee, koffeinhaltigem Tee, Matcha)
Dinge, die ich gelernt habe und von denen ich mir wünschen würde, mir hätte sie vorher jemand gesagt:
👉 Meal-Prep (!): Die Elimination bedeutet Umstellung - und das kostet Zeit und Energie. Ich hab unterschätzt, wie zeitintensiv A.I.P. sein kann. Deshalb bin ich mittlerweile dazu übergegangen, immer für mindestens zwei Mahlzeiten auf einmal zu kochen und bei Bedarf größere Mengen einzufrieren.
👉 Snacks vorbereiten: Ich hatte zwischendurch starke Cravings und oft auch Hunger zu ungewohnten Zeiten. Snacks fertig im Kühlschrank zu haben war ein Muss!
👉 A.I.P. unterwegs: Während der Elimination ist auswärts essen so gut wie unmöglich, deshalb nimm dir etwas zu essen/ Snacks mit. So kommst du gar nicht in Versuchung, dir unterwegs etwas nicht-A.I.P.-konformes zu kaufen.
👉 Soziale Herausforderungen meistern: Erzähl deinen Freund*innen, deiner Familie und anderen Personen davon, dass du dich einige Zeit nach dem Autoimmunprotokoll ernährst und wie sie dich dabei unterstützen können. Für mich hat das bedeutet: keine Essenseinladungen, stattdessen haben wir uns auf einen Tee oder zu einer anderen Aktivität getroffen. Ich habe meine Mitmenschen auch gebeten, mir nichts zu essen anzubieten, weil ich weiß, dass mir Nein sagen dann schwer fällt. Fürs Feiern gehen ging es mir sowieso nicht gut genug, und auch Reisen habe ich erst in der Wiedereinführungsphase geplant.
Nach etwa 4-6 Wochen kannst du beginnen, Lebensmittel nach und nach wieder in deinen Speiseplan zu integrieren. Du solltest eine Verbesserung deiner Symptome feststellen, bevor du startest. Wenn sich bei dir keine Verbesserung einstellt, such dir Unterstützung von einer Heilpaktiker*in, Therapeut*in oder Ärzt*in deines Vertrauens. Es kann hilfreich sein, dein Mikrobiom zu testen und andere Ursachen für die Verdauungsbeschwerden auszuschließen.Bei der Wiedereinführung ist wichtig:
🔹 Nur ein Lebensmittel zur Zeit testen: Nimm zuerst eine kleine Menge zu dir und warte ein paar Stunden. Verträgst du das Lebensmittel, kannst du eine normale Portion essen. Danach solltest du mindestens 3 -5 Tage warten und beobachten, ob du auf das Lebensmittel reagierst. Wenn nicht, kannst du es dauerhaft in deine Ernährung aufnehmen.
🔹 Symptome beobachten: Wenn Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme, Schwindel, Übelkeit, Ausschlag oder andere Symptome auftreten, brich den Versuch ab und warte, bis sich dein Körper erholt hat, bevor du ein anderes Nahrungsmittel einführst (min. 3 Tage). Unverträgliche Lebensmittel kannst du zu einem späteren Zeitpunkt erneut versuchen.
🔹 Auf den Zyklus achten: Manche Symptome gehören zu deinem Zyklus und nicht zur Reaktion auf Lebensmittel. Achte auf deine Zyklusphase, um zwischen beidem so gut es geht zu unterscheiden.
🚫 Zu wenig essen: Viele Frauen* nehmen unbewusst zu wenige Kalorien zu sich. Achte darauf, genügend Nährstoffe aufzunehmen. Insbesondere die Zufuhr von Kohlenhydraten und Proteinen ist mit A.I.P. schwieriger. Ernährungsberater*innen und Therapeut*innen können dir helfen, wenn du nicht weißt, wie du deinen Bedarf decken sollst.
🚫 Inhaltsstoffe nicht richtig lesen: Oft verstecken sich auch in Produkten, von denen du es nicht erwartest Zusatzstoffe, Guakernmehl, Bindemittel, Pfeffer oder Zucker.
🚫 Nicht auf den Körper hören: Wenn du dich schlechter fühlst, könnte eine individuelle Anpassung oder anderweitige Ursachenforschung und Therapie nötig sein.
🚫 Zu hart mit dir selber zu sein: Fehler passieren und das ist okay. Du tust aktiv etwas für dich und deine Gesundheit, sei stolz auf dich!
Das Autoimmunprotokoll kann Frauen mit Hashimoto, chronisch-entzuündlichen Darmerkrankungen (CED) und anderen chronischen Erkrankungen helfen, Entzündungen zu reduzieren, die Darmgesundheit zu stärken und die Hormonbalance zu unterstützen. Bisher gibt es lediglich Erfahrungsberichte, allerdings (noch) keine Studien, die eine Verbesserung von Endometriose-Symptomen belegt. Jeder Körper ist einzigartig – daher lohnt es sich, A.I.P. individuell anzupassen und auszuprobieren, welche Lebensmittel dir guttun.
A.I.P. ersetzt dabei keine Diagnostik und Behandlung durch Gesundheitspersonal und sollte nicht als Ersatz genutzt werden.Durch die Eliminierung ist die erste Phase nicht als dauerhafte Ernährungsform geeignet. Eine Begleitung durch geschulte Therapeut*innen ist sinnvoll.